San Francisco war seit Mitte der 1960er Jahre Ausgangspunkt und Sammelbecken der Hippiebewegung, deren Gipfelpunkt und beginnender Niedergang im "Summer Of Love" 1967 kulminierte. Musikalisch kamen die Signale auch in beiden Teilen Deutschlands an, zumeist wurde der Sound von Love %7Bqu%7D Peace allerdings mit Scott McKenzies "San Francisco (Be Sure to Wear Flowers in Your Hair)" gleichgesetzt.
Dabei hatte sich in den Mittsechzigern ein sehr spezieller Westcoast-Stil etabliert, dessen wichtigste Repräsentanten Jefferson Airplane und der Quicksilver Messenger Service waren, zwei Bands, die interessanterweise aus der Folkszene stammten. Prägend war für beide Acts ein Gitarrensound mit Anleihen aus dem Garage Punk. Durch
den Einsatz diverser elektronischer Effekte wurde den Gitarren eine psychedelische Wirkung verliehen, die durch die Überlagerung der Sounds noch verstärkt wurde.
Durch die Verlagerung der Veröffentlichungspolitik hin zur Langspielplatte eröffneten sich auch Möglichkeiten, von der bis dahin üblichen Songlänge abzuweichen und längere Werke und Live Jams unter die Fans zu bringen. Das üppige Angebot an Konzerten und der freiheitliche Lebensstil zogen natürlich
einen riesigen Schwall von Touristen nach San Francisco. Die Stadt, speziell der Distrikt Haight-Ashbury mit seinen zahlreichen Hippie Communuties stöhnten bald unter den Besucherströmen und manche seine Bewohner verlagerten ihre Wohnorte.
Das desaströse Altamont-Festival und die Morde der Manson-Gang taten das übrige zum Verschwinden einer experimentellen Lebensweise.
Nun sind manche Subkulturen einfach nicht tot zu kriegen, die Kinder und Enkel der damaligen Protagonisten treten einfach in die Fußstapfen ihrer Altvorderen und entwickeln auf dieser Basis ihre eigene musikalische Sprache. Sleepy Sun, 2005 in Frisco gegründet, ist eine dieser Kreationen. Sänger Bret Constantino, die Gitarristen Matt Holliman and Evan Reiss, der Bassist Jack Allen und der Drummer Brian Tice veröffentlichten bis heute vier Alben. Bei den ersten beiden ist noch die Sängerin Rachel Fannan, die die Band 2010 verließ, beteiligt. Das ist nicht ganz unwichtig, verlieh sie der Musik eine erhebliche Dosis Folk Rock. Im ungefähr einstündigen Konzert sind Stücke von allen vier CDs vertreten. Die Programmgestaltung orientiert sich nicht an der Chronologie der Veröffentlichungen. Es fällt auf, dass folkige Titel kaum mehr vertreten sind.
Faszinierend während des gesamten Konzert ist die traumwandlerische Sicherheit im Zusammenspiel der Gitarristen, Drums und Bass liefern dazu einen dichten Groove. Nach einer kleinen Kunstpause geht es zum Ende hin mit dem Titelsong des aktuellen Albums "Maui Tears" und dem Opener ihres Debüts "New Age" noch einmal kräftig zur Sache. Wenn bei der nächsten Tour die Musik noch mit einer tollen Light Show komplettiert wird, wären alle Wünsche erfüllt. Im gleichen Jahr wurde Pontiak gegründet, Herkunftsort Baltimore und musikalischer Stil sind zu ihren Vorgängern sehr differenziert. Pontiak besteht aus den drei Brüdern Jennings Carney (Bass, Keyboard, Vocals), Van Carney (Gitarre, Vocals) und Lain Carney (Drums). Die Wurzeln ihrer Musik liegen im Blues Rock. Es ist schon erstaunlich, dass verwandtschaftliche Beziehungen innerhalb verschiedener Bands zu manchmal vergleichbaren musikalischen Resultaten führen können. Es ist erstaunlich, welche Ähnlichkeit die Musik von Pontiak mit dem Sound von Stinking Lizaveta hat, die vor eineinhalb Jahren an gleicher Stelle auftraten. Auch hier sind zwei Brüder zugange, die auf einen sehr intensiven Groove setzen.
Hier kommen wir zu den Unterschieden - im Gegensatz zu Stinking Lizaveta pflegen die Carney Brothers auch der Sangeskunst. Hierbei treten zuweilen auch recht romantische Ambitionen in den Vordergrund. Seltsam ist die Unentschlossenheit bei der Gestaltung ihrer Songs, immer wenn es sich in Richtung eines richtigen "Mörder-Sounds" entwickelt, kommt ein kleiner Rückzieher, man bleibt quasi auf halben Wege stehen. Schade drum, der Wunsch nach mehr Konsequenz bei der Umsetzung ihrer Ideen begleitet den Verlauf ihres Auftritts, ohne allerdings vollends zu enttäuschen.
Die Setlist - Sleepy Sun: Marina; Open Eyes; Sleepy Son; Thielbar; 11:32; Martyr´s Mantra; Desert God; Galaxy Punk; Maui Tears; New Age