Vor dem Hintergrund der Ereignisse des amerikanische Vietnamkrieges, der 68er Studentenrevolten, Kommune I und der RAF in Deutschland flüchtet der Studienabbrecher Harry vor dem gesellschaftlichen Muff nach Istanbul. Seinem großen Plan folgend, Schriftsteller zu werden, konsumiert Harry bewusstseinserweiternde Drogen als Hilfe beim Schreiben über das wahre Leben. Immer pleite und
ausgezehrt, führen ihn seine Stationen über die Kommune I in Berlin nach London zu William S. Burroughs, von dessen experimenteller Drogen-Literatur er sich Inspiration erhofft. Tagsüber sind Klinkenputzen bei Verlagen und Kontakte mit unseriösen Geschäftemachern angesagt, die die neue Subkultur für ihre Zwecke ausbeuten wollen und nachts lassen Gelegenheitsarbeiten aller Couleur Harry bald als Nachtwächter in seiner alten Uni landen.
Die Frankfurter Hausbesetzerszene - voller Rivalitäten unter den Möchtegern-Umstürzlern, mit ihren lausigen Wohnverhältnissen und vermüllten Küchen - ist zwischenzeitlich Domizil für Harry. Doch Harry ist heimatlos, immer nur auf der Durchreise. Als seine Bücher gedruckt werden, ist er wieder in der alten Heimat als Stammgast in seiner Wohlfühlkneipe angekommen und gewinnt für sich eine überlebensrettende Erkenntnis %E2%80%A6 Wie man "Rohstoff" auch einordnen mag, der Roman ist sowohl Drogen-, als auch Pop-Literatur, Roadmovie, Männerroman, Reportage, Tagebuch und Milieustudie gleichzeitig. Eine aufs Feinste verwobene Melange über Freiheit und Abhängigkeit mit unverkennbar autobiografischen Zügen.
Jörg Fauser war selbst ein Rastloser, ein Sinnsucher - dabei sehr produktiv als Autor seiner Zeit. In erster Linie schrieb er als freier Journalist Kolumnen, Kommentare, aktuelle Berichte und diese unverkrampft, ungedrechselt, klar und pointiert. Der Journalismus war für ihn ein Fundus, aus dem er für seine schriftstellerische Tätigkeit schöpfen konnte. Seine (Anti-)Helden sind mit Wohlwollen und Respekt betrachtete Außenseiter, Einzelgänger, Verlierer, Kleinkriminelle und Prostituierte, einfache Arbeiter, Kleinbürger und Bohemiens. Jörg Faser verunglückte am 17. Juli 1987 tödlich bei München.
Margot Brosig für radio-mensch